Malawi: Der Weg in ein besseres Leben

HERAUSFORDERUNGEN

Malawi ist ein ländlich geprägtes Binnenland in Süd-Ost Afrika mit ca. 19 Mio. Einwohnern. Die Malawische Regierung hat in den letzten Jahren viele Reformen umgesetzt, um die soziale und wirtschaftliche Entwicklung zu stärken. Dennoch lebt die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Die Weltbank sieht die Ursachen für die Armut in der geringen Produktivität des Agrarsektors, in dem 80 Prozent der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt verdienen. Vier Fünftel der landwirtschaftlichen Betriebe sind kleinbäuerliche Haushalte, die lediglich für den Eigenbedarf produzieren. Für Tätigkeiten in anderen Sektoren gibt es nur sehr begrenzte Möglichkeiten. Etwa 18 Prozent der Bevölkerung gelten nach Angaben der Weltbank als unterernährt, fast 40 Prozent der Kleinkinder leiden aufgrund chronischer Mangelernährung unter Wachstumsverzögerungen. Um Haushalte, die unter extremer Armut leiden, geht es in dem Projekt „Der Weg in ein besseres Leben“.

Die Art von Armut, mit der diese Haushalte konfrontiert sind, betrifft eine Vielzahl von Lebensbereichen: Sie haben kaum Einkommensmöglichkeiten und ihnen fehlen auch die Mittel, um Landwirtschaft zu betreiben und sich selbst zu versorgen. An mehreren Tagen in der Woche können sie sich keine Hauptmahlzeit leisten, ihr Zuhause bietet ihnen keinen zuverlässigen Schutz und viele Kinder gehen nicht regelmäßig zur Schule. Außerdem haben sie oft keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Der Zugang zu medizinischer Grundversorgung ist mit zahlreichen Hürden verbunden. Eine gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe ist diesen Familien oft nicht möglich. In ihren Ortsgemeinschaften werden sie zudem häufig diskriminiert und ausgegrenzt.

Das Programm richtet sich an Frauen aus absolut armen Haushalten, die die Hauptverantwortung für sich und ihre Kinder tragen und zu den ärmsten Mitgliedern ihrer Ortsgemeinschaften gehören. Ebenso werden Kinder und Jugendliche begleitet, die die Hauptverantwortung für ihren Haushalt tragen, da es in Malawi aufgrund von HIV/AIDS eine vergleichsweise hohe Anzahl an Haushalten gibt, in denen Minderjährige ohne Eltern leben.

DIE METHODE

Das Programm „Der Weg in ein besseres Leben“ ermöglicht es extrem armen Familien, dauerhaft eine stabilere Lebenssituation zu schaffen. Dafür werden die Projektteilnehmenden in vielen Lebensbereichen gefördert und so wird ein solides Fundament für die Zukunft geschaffen. Die Erreichung dieses Fundaments wird „Graduierung“ genannt. Entwickelt wurde das Konzept in Bangladesch durch die Organisation BRAC. Für die Programmentwicklung in Malawi wird Opportunity International Malawi durch BRAC beraten und über die gesamte Pilotphase hinweg begleitet.

PROJEKTZIELE

Nach ihrer Teilnahme am Programm „Der Weg in ein besseres Leben“ haben die extrem armen Familienversorgerinnen und -versorger ein regelmäßiges Einkommen und sind in der Lage, die Grundbedürfnisse ihrer Familien zu decken. Sie können sich und ihre Familien besser vor Krankheiten schützen und ihren Kindern den Schulbesuch ermöglichen. Transparente und demokratische Spargruppen ermöglichen den Projektteilnehmenden und allen ortsansässigen Haushalten eine bessere Resilienz gegen wirtschaftliche Schocks und stärken den sozialen Zusammenhalt.

AKTIVITÄTEN

Trainings und individuelle Begleitung

Knapp zwei Jahre lang werden die Projektteilnehmenden in den folgenden Bereichen fortgebildet und individuell gecoacht: Einkommensschaffung durch Kleinstunternehmertum, Rücklagenbildung (durch den Aufbau von produktivem Kapital und Spareinlagen), Gesundheit und Hygiene, soziale Kompetenzen und Zukunftsplanung. Neben regelmäßigen gemeinsamen Trainings zu den verschiedenen Themen werden die Teilnehmenden von einer persönlichen Mentorin/einem persönlichen Mentor begleitet. Gemeinsam mit den Mentorinnen und Mentoren entwickeln die Projektteilnehmenden passende individuelle Lösungen für ihren Haushalt und schmieden konkrete und realistische Pläne für eine sichere Zukunft. Kleine und große Erfolgserlebnisse geben den Teilnehmenden das nötige Selbstvertrauen, um den Weg aus der extremen Armut heraus selbstständig weiter zu beschreiten. Die Umsetzung des Ansatzes in anderen Ländern zeigt: Die Teilnehmenden verstehen schnell, welche einmalige Chance das Programm für sie und ihre Familie darstellt, und entwickeln ein hohes Maß an Entschlossenheit, Tatkraft und Ausdauer, um die Weichen für ein besseres Leben zu stellen.

Etablierung von zwei Kleinstunternehmen zur Einkommensgenerierung

Damit die Familien das Erlernte in die Tat umsetzen können, erhalten sie eine Grundausstattung für zwei von ihnen gewählte wirtschaftliche Aktivitäten, die sie zu dauerhaften Einkommensquellen aufbauen. Im ländlichen Malawi liegen Viehzucht und Kleinhandel nahe – wenn Zugang zu Land besteht auch Gartenbau oder Landwirtschaft. Wenn Vorkenntnisse bestehen, könnten auch die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte oder handwerkliche Tätigkeiten eine Rolle spielen. Bis die neuen Aktivitäten gewinnbringend betrieben werden, erhalten die teilnehmenden Haushalte in den ersten sechs Monaten eine Unterstützung zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse. So können sie ihre Zeit und Energie in den Aufbau der neuen Aktivitäten stecken. Neben der Begleitung durch ihre Mentoren, werden die Teilnehmenden mit erfolgreichen Kleinunternehmerinnen aus ihrer Umgebung vernetzt, die ihnen mit wertvollen Praxistipps und Erfahrungswerten aus dem lokalen Kontext zur Seite stehen.

Zugang zu niederschwelligen, lokalen Spar- und Kreditmöglichkeiten

Damit die Familien besser mit schwankenden Einnahmen und Ausgaben umgehen können, werden transparente Spar-und Kreditgruppen gegründet. Diese bieten gleichzeitig die Möglichkeit zur Vertrauensbildung zwischen den teilnehmenden Haushalten und ihren Nachbarn, welche auch in die Spar-und Kreditgruppen eintreten können. Um die soziale Ausgrenzung der Familien zu beenden, werden alle Haushalte der Ortschaften, in denen das Projekt durchgeführt wird, von Anfang an in das Programm eingebunden und über Auswahlkriterien und Aktivitäten informiert.